Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sind intensiv und dynamisch; sie sind nach wie vor unerlässlich für die strategischen Ziele beider Länder, besonders was ein Europa der Verteidigung und die Erneuerung der NATO betrifft.
Ursprünglich als Zeichen der Aussöhnung gedacht, konnten die bilateralen Beziehungen ihren besonderen Charakter aufgrund ihres Umfangs und Qualitätsanspruchs bis heute wahren. Sie bauen auf gemeinsamen Interessen und gegenseitigem Vertrauen auf.
Die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung ist hochgradig strukturiert und besitzt einen umfangreichen Aktionsradius. Ihren institutionellen Ausdruck bildet der Deutsch-Französische Verteidigungs- und Sicherheitsrat (DFVSR), bei dem alle sechs Monate der französische Staatspräsident und der deutsche Bundeskanzler mit den Verteidigungs- und Außenministern sowie dem Generalstabschef der französischen Streitkräfte und dem Generalinspekteur der Bundeswehr zusammenkommen.
Trotz ihrer strategischen Divergenzen haben Deutschland und Frankreich seit langem eine intensive, strukturierte Rüstungskooperation aufgebaut, die sowohl Rüstungs- als auch Forschungsprogramme und Tests einschließt. In erster Linie wurde diese Kooperation im Bereich der Luft- und Raumfahrt entwickelt (MILAN Panzerabwehrraketen, Tigre Helikopter, Airbus A400M, METEOR Luft-Luft-Raketen usw.). Beim Deutsch-Französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrat vom 13. Juli 2017 wurden zahlreiche andere ehrgeizige Projekte gestartet; die Symbolträger unter ihnen betreffen den Bereich der Boden- und Luftkampfsysteme für den Kampfpanzer der Zukunft (Main Ground Combat System, MGCS) und das Luftkampfsystem der Zukunft (Future Combat Air System, FCAS), basierend auf einem Kampfjet neuester Generation. Außerdem sind Deutschland und Frankreich innerhalb der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) tätig und arbeiten bei den Programmen Ariane (Trägerraketen für den Start von Satelliten) und Galileo (Satellitennavigationssystem) eng zusammen.
Die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung erfolgt durch mehrere Institutionen, darunter:
- Die Deutsch-Französische Brigade: Die 1989 gegründete Brigade, ihr Militärstab und das Deutsch-Französische Kommando- und Versorgungsbataillon haben ihre Heimat in Müllheim (Baden-Württemberg). Diese weltweit einzigartige Einheit, in der 5.000 französische und deutsche Soldaten tagtäglich Seite an Seite dienen, ist im Dienste des Friedens und der Sicherheit weltweit im Einsatz. Sie kann bei sämtlichen friedens- und sicherheitserhaltenden Missionen unter der Schirmherrschaft der UNO, der NATO und der EU eingesetzt werden.
- Das Eurocorps: Das 1992 gegründete Eurocorps ist ein multinationales militärisches Hauptquartier mit Soldaten aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien und Luxemburg, die im Rahmen der EU und der NATO Einsätze durchführen können.
- Offiziersaustausch und gemeinsame Ausbildung: Der erste Posten für einen Offiziersaustausch zwischen einem deutschen und einem französischen Offizier wurde am 1. November 1991 auf der Grundlage bilateraler Abkommen zwischen den Verteidigungsministerien beider Länder geschaffen. Der Austausch, die Eingliederung und Ausbildung von Offizieren des Partnerlandes zielen darauf ab, die Kenntnisse über die Kultur des jeweils anderen Landes zu verbessern, das gegenseitige Vertrauen zu stärken und so den Informations- und Erfahrungsaustausch zu fördern.
- Das Deutsch-französische Heeresfliegerausbildungszentrum Tiger: Das 2003 gegründete Ausbildungszentrum stellt den Regimentern Personal zur Verfügung, das auf seinen ersten Einsatz perfekt vorbereitet ist: Hubschrauberführer, bordtechnisches Personal, Führungspersonal der Heeresfliegertruppe, luftfahrzeugtechnisches Personal. Die fliegerische und taktische Ausbildung erfolgt in Le Luc (Frankreich), während die luftfahrzeugtechnische Ausbildung in Fassberg (Deutschland) stattfindet.