Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sind überaus intensiv. 2022 waren 1.600 Unternehmen mit 5.337 französischen Tochtergesellschaften in Deutschland tätig (d.h. 30 % der französischen Tochtergesellschaften der Euro-Zone), beschäftigten mehr als 340.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten laut INSEE einen Umsatz von 147 Mrd. Euro. Umgekehrt waren 3.000 deutsche Unternehmen in Frankreich niedergelassen, beschäftigten 325.000 Personen und erzielten einen Umsatz von 135 Mrd. Euro. 2022 war Deutschland nach wie vor der führende Handelspartner, Abnehmer und Lieferant Frankreichs .
Die deutsch-französischen Beziehungen im Wirtschaftsbereich sind dank einer Vielzahl von bilateralen Projekten und Organisationen sehr vielseitig:
- Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer (AHK/CFACI): Die am 15. Juni 1955 ins Leben gerufene Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer, die größte in Frankreich tätige Auslandshandelskammer (AHK), begleitet die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Mit ihren Niederlassungen in Paris und Berlin unterstützt die AHK rund 850 Unternehmen und Institutionen und begleitet Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit im Partnerland.
- Französische Industrie- und Handelskammer in Deutschland (CCFA): Die seit 1957 in Saarbrücken angesiedelte Handelskammer stellt in erster Linie Unterstützungsleistungen für französische Exportunternehmen zur Verfügung, ergänzend zum Angebot von Business France.
- Deutsch-französisches Unternehmertreffen in Evian: Das 1992 von den Konzernchefs Edzard Reuter (Daimler-Benz), Antoine Riboud (Danone) und Marcus Bierich (Bosch) und dem ehemaligen französischen Außenminister Jean François-Poncet ins Leben gerufene Treffen findet einmal jährlich statt und knüpft auf Unternehmensebene an die deutsch-französische Zusammenarbeit an, die durch persönliche Beziehungen zwischen den Führungskräften vertieft wird.
- Club Économique Franco-Allemand (CEFA): Der im Juni 2005 gegründete CEFA ist aus der Initiative einer kleinen Gruppe französischer und deutscher Führungskräfte hervorgegangen. Der Club soll dazu beitragen, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern durch rund fünfzehn Treffen pro Jahr mit aktuellen Themenschwerpunkten allgemeiner oder technischer Natur zu stärken. Er umfasst ein Netzwerk, das zu gleichen Teilen aus deutschen und französischen Mitgliedern besteht – insgesamt mehr als 350 –, die in der Wirtschaftswelt tätig sind.
- Deutsch-Französischer Wirtschaftskreis in Berlin: Der im Dezember 2012 gegründete DFWK zielt darauf ab, Begegnungen zwischen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur zu ermöglichen, die aufgrund ihrer Tätigkeit tagtäglich aktiv zu den deutsch-französischen Beziehungen beitragen. Er organisiert regelmäßige Debatten, gefolgt von einem zwanglosen Austausch zwischen den Teilnehmern und den Vortragenden.
- Deutsch-französisches Wirtschaftsforum: Die beiden größten Wirtschaftszeitschriften Frankreichs und Deutschlands, Les Echos und das Handelsblatt, gründeten gemeinsam 2014 ein großes deutsch-französisches Forum, um die Entscheidungsträger aus Unternehmen beider Länder einander näherzubringen. Dieses Event wird einmal jährlich abwechselnd in Paris und Berlin organisiert.
Die als historisch und einzigartig eingeschätzte deutsch-französische Initiative zur wirtschaftlichen Erholung Europas nach der Coronakrise, die am 18. Mai 2020 vom französischen Staatspräsidenten und der deutschen Kanzlerin präsentiert wurde, hat eine neue Dynamik eingeleitet. Ihre von der Kommission am 27. Mai aufgegriffenen Vorschläge führten am 21. Juli 2020 zur Verabschiedung eines Aufbauplans in Höhe von 750 Mrd. Euro durch den Europäischen Rat. 390 Mrd. Euro davon wurden als Zuschüsse an die Mitgliedstaaten und Wirtschaftszweige zur Verfügung gestellt, finanziert durch ein europäisches Darlehen. Diese Initiative bildete einen neuen Meilenstein in den bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland, da sich Deutschland als Anhänger der Sparerfraktion, wo die Vorstellung einer gemeinsamen Verschuldung traditionell auf Widerstand stieß, nun der französischen Sichtweise anschloss, bei der die Solidarität stärker im Vordergrund steht.