Die Fotoreihe „Frankreich in Berlin // Deutschland in Paris“ wurde ab dem 22. Januar 2021, dem Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags („Élysée-Vertrag“, 1963) und des Vertrags von Aachen (2019), in unseren sozialen Netzwerken veröffentlicht. Der Abschluss fiel symbolisch auf den 31. Mai 2021 und damit auf das Datum des 22. Deutsch-Französischen Ministerrats.
Das Fotoprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Französischen Botschaft in Berlin und der Deutschen Botschaft in Paris auf die Beine gestellt. Vorgestellt wurden emblematische Orte unserer Hauptstädte, die die Vielfalt der deutsch-französischen Beziehung widerspiegeln. In den 16 Episoden der Reihe wurden verschiedenste Themen behandelt, wie Orte der Erinnerung, Institutionen, Gastronomie und Urbanismus.
Wir laden Sie ein zu einer Reise durch das deutsch-französische „Paris-Berlin“!
Vor 58 Jahren, am 22. Januar 1963, wurde der sogenannte Élysée-Vertrag, der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, geschlossen.
Er war ein Meilenstein für die heutige tiefe Freundschaft zwischen beiden Ländern.
In einem gemeinschaftlichen Fotoprojekt werden wir unserer wechselvollen Geschichte in beiden Hauptstädten auf die Spur gehen! Jede Woche wird ein französischer Ort in Berlin einem deutschen in Paris gegenübergestellt.
Startschuss ist der heutige deutsch-französische Tag mit unseren beiden Botschaften: Mehr über die Geschichte des Palais Beauharnais - der Residenz des deutschen Botschafters in Paris - und der nach dem Krieg wiederaufgebauten Französischen Botschaft in Berlin erfahren Sie am Schluss unserer fotografischen Reise durch das deutsch-französische "Paris-Berlin".
Der Grenzübergang Bornholmer Straße trennte von 1961 bis 1989 Ostberlin vom französischen Sektor in Westberlin.
Beton und Wachtürme versperrten den Weg zu diesem "französischen Berlin" mit seiner "Cité Pasteur" und dem "Quartier Napoléon". Bis die Geschichte an die Tür klopfte.
Hier öffnete sich am 9. November 1989, gegen 23:30 Uhr, die Berliner Mauer. DDR-Bürger strömten in den Westen. Alle weiteren Grenzübergänge der Stadt wurden kurz darauf ebenfalls geöffnet. Jubelstimmung erfüllte diese Berliner Nacht.
Heute gehören die Mauerreste am Gedenkort "Platz des 9. November 1989" zu den wichtigsten Mauerrelikten. Seit 2009 gibt es ein Pendant in Paris. Um ein von der Stadt Berlin gestiftetes Stück Mauer wurde an der Porte de Versailles im 15. Arrondissement die "Esplanade du 9 novembre 1989" errichtet. Der Platz ist ein Zeichen für die guten Beziehungen zwischen Berlin und Paris sowie zwischen Deutschland und Frankreich.
Goethe-Institute & Instituts français findet man auf der ganzen Welt, auch in unseren Hauptstädten.
Französische Filmplakate, eine Brasserie, die den Namen "Le Paris" trägt, und französisches Stimmengewirr. All dies können Sie auf dem berühmten Berliner Ku’damm finden. Denn hier steht das Maison de France: ein kultureller Begegnungsort, in dem auch das Institut français Berlin mit seinem Angebot an Sprachkursen untergebracht ist.
1951 wurde es von den französischen Besatzungskräften im Herzen der vom Krieg zerstörten Stadt eröffnet. Ein dichtes Netz von Kulturzentren in der Bundesrepublik sollte seit 1949 die beiden zerrissenen Völker wieder zusammenbringen.
Auch die deutschen Goethe-Institute haben zum Ziel, die eigene Sprache zu vermitteln und internationale kulturelle Zusammenarbeit zu pflegen. In Frankreich eröffneten sie allerdings erst relativ spät nach dem Zweiten Weltkrieg: Nach Lille und Marseille wurde 1965 in Paris der Neubau in der Avenue d’Iéna bezogen, in dessen Eingangsbereich sich heute der deutsche Spezialitätenimbiss "Le Stube" befindet. Seine markanten, vielfarbig getönten Scheiben an Balkonen und Terrassen erhielt das Institut mit der Sanierung von 2005-2007.
Abitur machen und sich gleichzeitig noch das französische Baccalauréat sichern?
Das geht! Türen öffnen sich, wenn man die Internationale Deutsche Schule Paris (iDSP) oder das Lycée Français de Berlin besucht. Man lehrt und lernt hier mit einer engen Bindung zum Nachbarland: Der Blick ist auf den Horizont eines mehrsprachigen Europa gerichtet.
Wie das Goethe-Institut und das Institut français, die wir in Episode 3 vorgestellt haben, ist auch die 1958 gegründete iDSP ein Kind der deutsch-französischen Annäherung der Nachkriegszeit. Vom Kindergarten bis zur Oberstufe steht sie für eine offene und auf die Schülerinnen und Schüler ausgerichtete Pädagogik. Die iDSP ist eine der wichtigsten deutschen Schulen im Ausland und ein Ort der interkulturellen Begegnung.
Das Lycée Français de Berlin ist hingegen schon über 300 Jahre alt: 1689 wurde es gegründet, um die Kinder französischer Hugenotten zu unterrichten. Selbst während des Deutschen Reiches (1871-1918) und während des Nationalsozialismus (1933-1945) hat es Französisch als Unterrichtssprache beibehalten. Dieses Gymnasium, zu dem seit 1952 auch ein Collège gehört, weist eine seltene Besonderheit auf: Es untersteht nicht nur dem französischen Bildungsministerium, sondern auch dem Berliner Schulgesetz.
Ein in Berlin verzehrtes Baguette, ein in Paris verspeistes Nürnberger Würstchen: Interkultureller Dialog geht durch den Magen.
Manche Gerichte kennt man in allen Sprachen. Andere nur in einer, doch sie umschmeicheln den Gaumen mit einer Welt aus Aromen und rufen in uns Bilder in bestimmten Farben und von bestimmten Orten hervor. Ein in Berlin verzehrtes Baguette und eine in Paris verspeiste Currywurst gehören sicherlich zu den Wegbereitern eines interkulturellen Dialogs.
Das hat Didier Canet schon lange verstanden. 1995 eröffnete er in Berlin seine erste Bäckerei-Konditorei, „Aux Délices Normands“. Seine handgemachten Brote, bio und aus dem Holzofen, sowie Croissants, Kuchen, Quiches und Galettes des Rois haben schnell die Herzen wehmütiger Französinnen und Franzosen und neugieriger Berliner*innen erobert. Heute betreibt er sechs Filialen.
In Paris hat ein anderer leidenschaftlicher Spezialitätenhändler den „Tante Emma Laden“ ins Leben gerufen. So wurden traditionelle Gemischtwarenläden im Nachkriegsdeutschland genannt, ehe sich die Supermärkte durchsetzten. Das Geschäft folgt ihren Leitprinzipien: Qualität, Nähe und herzliche Atmosphäre. Es bietet rund eintausend deutsche Produkte an, von Bieren bis zu frischen Produkten, und umfasst auch einen Biergarten.
Unterschiedlicher könnten sie kaum sein.
Das Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Rathaus des 1. Arrondissements in Paris und das hundert Jahre jüngere Corbusierhaus in Berlin. Und doch haben beide Gebäude eine deutsch-französische Geschichte.
Der aus Köln stammende französische Architekt Jakob Ignaz Hittorff hat mit zahlreichen Bauten und seiner Stadtplanung sowohl das Erscheinungsbild von Paris, zum Beispiel mit der Place de la Concorde oder der Gare du Nord, als auch seine Heimatstadt am Rhein geprägt. Das Rathaus an der Place du Louvre weist eine eklektische Architektur auf und ist dabei maßgeblich vom gotischen Stil der nahegelegenen Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois inspiriert.
Alles andere als eklektisch war die Architektur des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier. So entstand seine für die Internationale Bauausstellung von 1957 (Interbau) entworfene Unité d’habitation, Typ Berlin (Corbusierhaus) mit der Idee, die Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu beseitigen. Solche auf Effizienz ausgelegten Gebäude, Unités d’habitation genannt, waren zuvor bereits in Marseille und Nantes realisiert worden.
Die Französische Friedrichstadtkirche und die deutsche Christuskirche.
Die Französische Friedrichstadtkirche wurde zwischen 1701 und 1705 für französische Glaubensflüchtlinge, die Hugenotten, errichtet, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) nach Deutschland flüchteten. Zusammen mit ihrem Pendant, der Deutschen Kirche, schmückt sie den Gendarmenmarkt, einen der schönsten Plätze Berlins.
Noch heute dient die Französische Friedrichstadtkirche der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin als Gotteshaus. Der Kuppelbau des Französischen Doms, der zwischen 1780 und 1785 an das religiöse Gebäude angebaut wurde, beherbergt das Hugenottenmuseum.
In Paris geht das deutsche Luthertum auf das 17. Jahrhundert zurück. Nachdem französische und deutsche Protestanten lange Zeit gemeinsam ihre Religion praktizierten, wurde 1894 die deutsche Christuskirche erbaut. Sie ist noch heute Sitz der Deutschen Evangelischen Gemeinde Paris. Als Mitglied sowohl der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als auch des Bundes evangelischer Kirchen in Frankreich (Fédération Protestante de France, FPF) verbindet sie heute wieder deutsche und französische Protestanten.
Vom Krieg zum Frieden: zwei Brücken in der deutsch-französischen Geschichte.
Brücken überwinden Täler und Abgründe, um gegenüberliegende Ufer miteinander zu verbinden. Aber auch im übertragenen Sinne schlagen sie Brücken: zwischen Orten, Ländern und Epochen. Der Pont d’Iéna in Paris und die Aristide-Briand-Brücke in Berlin zum Beispiel verknüpfen deutsche und französische Geschichte.
So zeugt die Steinbogenbrücke "Pont d’Iéna" von Rivalitäten und gewaltsamen Auseinandersetzungen in den deutsch-französischen Beziehungen. Sie erinnert an den Sieg der Franzosen unter Napoleon über die Preußen am 14. Oktober 1806 im thüringischen Jena. Der Kaiser selbst hatte deren Bau (1808–1814) angeordnet.
150 Jahre später arbeiteten Deutschland und Frankreich Hand in Hand im Dienste der europäischen Integration. In den 1970er Jahren benannte man im „Quartier Napoleon“ im französischen Sektor in Berlin eine Brücke nach Aristide Briand (1862-1932): einem der Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung. Zusammen mit seinem Amtskollegen Gustav Stresemann erhielt der französische Außenminister 1926 den Friedensnobelpreis.
H. Heine in Paris, P. L. Ravené in Berlin
Schriftstellerinnen, Künstler, Wissenschaftlerinnen: Unsere Friedhöfe bewahren das Andenken an deutsche und französische Persönlichkeiten, die ihr Nachbarland auf der anderen Seite des Rheins mit ihrem Talent bereichert haben.
So bewundern jedes Jahr hunderte neugierige Besucherinnen und Besucher das Grab von Heinrich Heine (1797-1856) auf dem Cimetière de Montmartre (Nordfriedhof) in Paris. Heine, der 25 Jahre lang in der „Hauptstadt der Revolution“ im Exil war, verfasste dort seine eindrucksvollsten Zeilen über Deutschland und Frankreich.
In seinem Testament schrieb er auf Französisch, dass es „die große Aufgabe“ seines Lebens gewesen sei, „an dem herzlichen Einverständnisse zwischen Deutschland und Frankreich zu arbeiten“.
In Berlin bewahrt der Französische Friedhof seit dem 18. Jahrhundert das Andenken an die Nachkommen von Hugenotten. So findet sich dort die letzte Ruhestätte von Pierre Louis Ravené (1793-1861), einem Stahlunternehmer, der durch den Handel mit Eisenbahnschwellen zu großem Vermögen kam.
Als Kunstliebhaber investierte er dieses in zahlreiche Gemälde. 1853 eröffnete er die Ravené-Galerie. Mit ihren rund 120 Werken war sie die erste öffentlich zugängliche Privatsammlung Berlins.
Haute-Couture, Laufstege, Glitzer und Glamour – allerorts verbindet man diese Begriffe mit der französischen Hauptstadt Paris.
Einer der großen und stilprägenden Designer der Modemetropole war der Deutsche Karl Lagerfeld. Von 1983 bis zu seinem Tod 2019 leitete er als kreativer Kopf den traditionsreichen Modekonzern Chanel: Für seine ersten Kollektionen interpretierte er die Entwürfe von Gründerin Coco Chanel neu. Das Revival des heutigen internationalen Milliardenkonzerns in den 1980er Jahren wird zu großen Teilen der Ikone Lagerfeld zugeschrieben.
Berlin hingegen punktet mit dem Charme des Provisorischen: Unkonventionell und ökologisch-nachhaltig - das ist die Haltung einer wachsenden jungen und lebendigen Modeszene, deren Ateliers man oft in den typischen Hinterhöfen der Hauptstadt findet. Mehr als 600 Labels sind es bereits, meist kleine Start-ups mit ein bis zwei Mitarbeiter:innen. Eine von ihnen ist die Französin Clémence de Lafosse. Ihre Vision, alte Stücke zu veredeln, hatte sie schon als Kind. In Berlin hat sie den richtigen Ort für ihr Upcycling von Vintage-Kleidung zu hochwertiger Couture gefunden.
Ob malerisch oder prestigeträchtig – die Plätze unserer Hauptstädte betonen die historischen Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich.
Wenn man durch das 6. Arrondissement flaniert, kann man die Place de Furstenberg entdecken, einen der romantischsten Plätze von Paris. Er verdankt seinen Namen dem Kardinal Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg (1629-1704), einem deutschen Adligen, der auch Bischof von Straßburg war.
Der zweisprachige Fürstenberg war stark in die europäische Politik nach dem Dreißigjährigen Krieg involviert. Er verteidigte sowohl die Interessen Frankreichs unter Ludwig XIV. gegen den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation als auch die des Erzbischofs und Kurfürsten von Köln. In seinen späten Jahren war er Abt von Saint-Germain-des-Prés in Paris, ganz in der Nähe des Platzes, der seinen Namen trägt.
Der weniger malerische, aber nicht minder touristische Pariser Platz ist einer der berühmtesten von Berlin. Er befindet sich am Brandenburger Tor, am westlichen Ende der Prachtstraße Unter den Linden.
Umrahmt wird er von der Botschaft der Vereinigten Staaten, der Akademie der Künste und der Französischen Botschaft. Seinen Namen erhielt der Platz nach dem Sieg über Napoleon 1814, ehe er 1945 weitgehend zerstört wurde. Im Schatten der Berliner Mauer lag er bis in die 1990er Jahre brach.
Im Exil bieten Bücher Zuflucht.
Die "Deutsche Freiheitsbibliothek" in Paris wurde am 10. Mai 1934, genau ein Jahr nach den Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten, von deutschen Exilant:innen mit Unterstützung französischer und britischer Intellektueller gegründet. Mehr als nur ein Hort für Bücher, war sie auch Anlaufstelle für verfolgte Künstler:innen und Freigeister.
Ihr Bestand von etwa 20 000 Büchern und Schriften, die in Nazideutschland verboten und verbrannt worden waren, trug zum antifaschistischen Kampf gegen den Nationalsozialismus aus dem Exil bei. Es gab auch Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen. Nach Kriegsbeginn wurde dieser Zufluchtsort zerstört.
Die Bibliothek der Französischen Kirche zu Berlin überlebte hingegen bis zum heutigen Tag, auch wenn sie seit ihrer Gründung 1769 mehrmals umziehen musste. 100 Jahre zuvor hatten die Hugenotten, protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, in Berlin ihre Gemeinde ins Leben gerufen.
Die Bibliothek diente den Studenten des theologischen Seminars, das den geistlichen Nachwuchs für die französisch-reformierten Gemeinden in ganz Brandenburg-Preußen ausbildete, als Lehrort. Untergebracht im vierten Obergeschoss des Französischen Doms, ist sie heute als Präsenzbibliothek für wissenschaftliche Forschung zugänglich.
Die Kunstgeschichte ist ein verbindendes Element zwischen Deutschland und Frankreich.
Der Franzose Antoine Pesne (1683-1757), hier mit seinen Töchtern zu sehen, entstammte einer Malerfamilie. Nach einem Studium in Italien wurde er an den Hof nach Berlin berufen. Insgesamt drei preußischen Königen (Friedrich Wilhelm I., Friedrich I. und Friedrich II.) diente er als Hofmaler und schuf in dieser Zeit unzählige Porträts, Historienbilder oder prächtige Deckengemälde wie zum Beispiel das von „Venus und Cupido“ im Schloss Charlottenburg im heutigen Berlin. Seit 1722 Direktor der Berliner Kunstakademie, war er auch Mitglied der Pariser Académie Royale.
Dass man die Geschichte der europäischen Kunst auch als Reise zwischen Frankreich und Deutschland verstehen kann, führte 1997 zur Gründung des Deutschen Forums für Kunstgeschichte (DFK) in Paris. Wichtige Ziele waren dabei, die deutschsprachige Forschung zur Kunstgeschichte in Frankreich zu bündeln und das Interesse französischer Forscher:innen an deutscher Kunst zu wecken. Das interdisziplinäre Forschungsinstitut mit Sitz im Hôtel Lully stellt heute französische und deutschsprachige intellektuelle Traditionen in den globalen Kontext internationaler Denkströmungen.
Selbst Bäume können Ausdruck des regen Kulturaustausches zwischen unseren beiden Ländern sein.
Die Hugenotten, protestantische Glaubensflüchtlinge, die ab 1685 Zuflucht in Berlin suchten, wurden nicht nur aus humanitären Gründen aufgenommen. Brandenburg-Preußen bemühte sich auch aus wirtschaftlichen Interessen um die französischen Einwanderinnen und Einwanderer.
Insbesondere wollte man von ihrer Expertise in der Seidenproduktion profitieren. Überall in der Stadt entstanden Maulbeerbaumplantagen, mit denen Seidenraupen gezüchtet werden sollten. Davon zeugt noch heute die sehr alte Weiße Maulbeere (Morus alba) in Berlin-Mitte.
Die Buche im Park der „Maison de Chateaubriand“ ist zwar um einiges jünger, doch auch sie spiegelt die wechselseitigen historischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich wider. Das Schriftstellerhaus im Park „Vallée-aux-Loups“ bot dem Dichter und Diplomaten François-René de Chateaubriand 10 Jahre lang eine Heimat abseits der politischen Bühne.
Heute erinnern dort elf Bäume an seine verschiedenen Stationen in Europa. Die Buche wurde 2007 vom damaligen Botschafter Deutschlands Peter Ammon gepflanzt, im Andenken an Chateaubriands Tätigkeit als „Ministre de France“ in Berlin 1821.
"Le septième art", wie das Kino in Frankreich genannt wird, hat schon immer zu kulturellem Austausch beigetragen.
Sich in roten Samtsesseln zurücklehnen und im Schutz der Dunkelheit des Kinosaals in fremde Welten abtauchen – das lieben die Menschen beiderseits des Rheins.
In Frankreich jedoch genießt die "siebte Kunst", "le septième art", wie das Kino dort genannt wird, eine besonders große gesellschaftliche Bedeutung. Auch die französische Besatzungsmacht wollte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht darauf verzichten und eröffnete 1954 in Berlin im "Quartier Napoléon", ihrem Hauptquartier, ein Kino für ihre Militärangehörigen. Das vom deutschen Architekten Hans Wolff-Grohmann entworfene "Cinéma L’Aiglon" war bis 1994 in Betrieb. Mit seinen für die 1950er Jahre typischen geschwungenen Formen, der Leuchtschrift und der großzügigen Verglasung steht es heute unter Denkmalschutz.
Seit Jahrzehnten sind Filmfestivals in Frankreich und Deutschland Begegnungsorte für Kinoliebhaber und Cineasten. In Paris zum Beispiel bietet das "Festival du cinéma allemand" dem französischen Publikum ein vielfältiges Programm mit Werken junger Talente, aber auch mit Klassikern der deutschen Filmproduktion. Es feierte im vergangenen Jahr seine 25. Ausgabe im renommierten Kino "L’Arlequin".
Zwischen Tradition und Moderne: Das Hôtel Beauharnais in Paris und die Französische Botschaft in Berlin sind die Schaufenster unseres jeweiligen Nachbarlandes.
Seine Mauern bewahren die Erinnerung an die deutsch-französischen Beziehungen seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Hôtel Beauharnais wurde 1818 von Napoleons Stiefsohn an Friedrich Wilhelm III. verkauft. Der König von Preußen machte diesen von den besten Kunsthandwerkern ausgeschmückten Prachtbau zu seiner Gesandtschaft. Das am Seine-Ufer gelegene Gebäude beherbergte anschließend die Preußische Botschaft in Paris (1862-1871) und die Deutsche Botschaft (1871-1945). Seit 1968 dient es dem Botschafter der Bundesrepublik als Residenz.
Bismarck residierte dort als Botschafter, Richard Wagner und Max Beckmann gehörten zu den prominenten Gästen. Durch seine Funktion und seine Ausstattung ist es der sichtbare Beweis für die Intensität deutsch-französischen Beziehungen der vergangenen beiden Jahrhunderte.
In Berlin sticht die diplomatische Vertretung Frankreichs mit ihrer modernen und eleganten Silhouette ins Auge. Als Schaufenster Frankreichs wurde das Gebäude des Architekten Christian de Portzamparc 2002 gemeinsam von Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeweiht. „Diese Botschaft ist das Ebenbild des Frankreichs von heute: modern, dynamisch, phantasievoll, weltoffen“, mit diesen Worten beschrieb Chirac das großzügige und zugleich funktionale Gebäude.
Am berühmten Pariser Platz gelegen, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor, umfasst es sowohl die politische Kanzlei, die Konsularabteilung und die gesamten offiziellen französischen Dienststellen als auch die Residenz der Botschafterin. Das Grundstück, 1860 von Frankreich erworben, lag nach der Zerstörung der früheren Botschaft 1945 zunächst brach. Infolge der Wiedervereinigung konnte Frankreich seine Rückgabe erwirken.