Das Weimarer Dreieck ist nach dem Regierungswechsel in Polen mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Den Schwung wollen Deutschland, Frankreich und Polen heute auf ihr zweites Treffen in diesem Jahr mitnehmen und sich eine neue Agenda für eine stärkere und geopolitischere EU geben.
Gemeinsam für Europa – Außenministerin Baerbock empfängt ihren französischen und polnischen Amtskollegen zum Weimarer Dreieck
„Wer nichts waget, der darf nichts hoffen“ – sagt der Wachmeister in einem Drama der Weimarer Klassik, und könnte damit fast genauso gut ein Motto der europäischen Gemeinschaft ausgerufen haben. Frankreich, Deutschland und Polen sind die Triebfedern im Herzen der EU. Außenministerin Baerbock empfängt daher heute ihre französischen und polnischen Amtskollegen Stéphane Séjourné und Radosław Sikorski zu einem Treffen des Weimarer Dreiecks. Weimar war vor fast 33 Jahren auch namensgebend für das trilaterale Dialogformat, in dem sich Frankreich, Deutschland und Polen seither regelmäßig abstimmen.
In Weimar stehen die aktuellen außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen auf der Agenda von Außenministerin Baerbock und ihren beiden Amtskollegen. Das Weimarer Dreieck steht geschlossen an der Seite der Ukraine. Auch um die Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Europa und die gemeinsame Unterstützung der Ukraine wird es in den Gesprächen gehen. Bei allem im Fokus: die Weiterentwicklung der EU und die Stärkung ihrer Handlungsfähigkeit.
Weimar – eine Stadt erzählt europäische Geschichte
Am 28. August 1991 trafen sich die damaligen Außenminister Frankreichs, Deutschlands und Polens erstmals in Weimar und hoben das Format aus der Taufe, das seitdem im dreigliedrigen Schulterschluss die Grundinteressen Europas stärkt.
Auch wenn Weimar keine Weltstadt ist, ist der Geburtsort des Weimarer Dreiecks keineswegs ein Zufall. Wenige Orte verkörpern so sehr die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte - und gleichzeitig den Aufbruch auf unserem Kontinent. Von Weimar aus traten Ideen ihren Weg an, um Europa zu verändern. Bekanntermaßen waren hier nicht nur Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller am Werk. Weimar ist auch mit seiner Bauhaus-Universität ein Ort, an dem immer wieder neuen Formen der Gestaltung gefunden wurden. Und das auch politisch: 1919 traf sich hier die Nationalversammlung und erarbeitete Deutschlands erste demokratische Verfassung – die Geburtsstunde der Weimarer Republik.
12 Jahre später hielt Hitlers NSDAP nach ihrer Neugründung ihren ersten Parteitag in Weimar ab, vor der Haustür der Stadt ließen die Nationalsozialisten später eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden errichten und ermordeten zehntausende Menschen. Das KZ Buchenwald bei Weimar wurde zum Synonym für die nationalsozialistischen Verbrechen. In der DDR wurde die Stadt zu einem wichtigen Standort sowjetischer Streitkräfte und seine Bürgerinnen und Bürger schließlich Teil der Friedlichen Revolution.
Gemeinsam stark für ein geeintes Europa
Heute steht Weimar auch für die französischen, deutschen und polnischen Impulse zur Überwindung von Gräben und zur Stärkung der Handlungsfähigkeit Europas. Dabei ist der Austausch im Weimarer Dreieck viel mehr als der so wichtige Draht zwischen Paris, Berlin und Warschau. Städtepartnerschaften, Jugendbegegnungen oder gemeinsame Kulturveranstaltungen verbinden die Menschen und lassen sie immer enger zusammenwachsen. Und das ist wichtig. Denn Europa ist so gefordert wie selten zuvor – und das Weimarer Dreieck über drei Jahrzehnte nach seiner Gründung wichtiger denn je.