Grundlage
Das Weimarer Dreieck wurde 1991 von den damaligen Außenministern Deutschlands, Frankreichs und Polens ins Leben gerufen.Der Grundgedanke dabei war, dass die drei Länder eine gemeinsame Zukunftsvision für Europa teilen und dass die Aussöhnung der Gesellschaften ein koordiniertes Vorgehen in Europa ermöglichen könnte.
Am 28. August 1991 trafen sich die damaligen Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens - Hans-Dietrich Genscher, Roland Dumas und Krzysztof Skubiszewski - an Goethes Geburtstag in Weimar, um das ‚Weimarer Dreieck‘ ins Leben zu rufen. Ihr Bestreben war es, gemeinsame Grundinteressen für die Zukunft Europas zu identifizieren sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszubauen. In einer 10-Punkte-Erklärung https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/europa/zusammenarbeit-staaten/-/199100 bekräftigten die Minister damals die maßgebliche Verantwortung der drei Länder für den europäischen Integrationsprozess. Historische Wegmarken seitdem stellen insbesondere die Aufnahme Polens in die NATO (1999) sowie in die Europäische Union (2004) dar.
Am 28./29. August 2021 jährte sich die Gründung des ‚Weimarer Dreiecks‘ zum dreißigsten Male. Drei Jahrzehnte nach seiner Gründung ist dieses trilaterale Gesprächs- und Kooperationsformat wichtiger denn je, um dem politischen und zivilgesellschaftlichen Austausch neue Impulse zu geben und damit Europa geeinter und handlungsfähiger zu machen. Das ‚Weimarer Dreieck‘ versinnbildlicht dabei, wie auf vielen verschiedenen Ebenen gemeinsam und über Grenzen hinweg Zukunft in Europa gestaltet werden kann.
Im Rahmen des Weimarer Dreiecks finden regelmäßig hochrangige Treffen statt. Auch werden konkrete Projekte auf die Beine gestellt, sei es in Bereichen auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung oder Kultur und Forschung.
Organisation
Treffen auf Regierungsebene:
Am 08.02.2022 hat Bundeskanzler Olaf Scholz im Rahmen des Weimarer Dreiecks die Präsidenten von Frankreich, Emmanuel Macron, und Polen, Andrzej Duda, im Kanzleramt empfangen. Im Mittelpunkt der Gespräche stand vor allem die Lage an der ukrainischen Grenze.
Die Staats- und Regierungschefs unterstrichen nach dem Treffen in einer Berliner Erklärung ihr gemeinsames Engagement für die europäische und transatlantische Sicherheitsarchitektur.
Berliner Erklärung
Weitere Informationen
Das letzte Gipfeltreffen des Weimarer Dreiecks auf Ebene der Staatschefs (französischer Staatspräsident, deutsche Bundeskanzlerin und polnischer Präsident) hatte anlässlich des 20. Jubiläums des Weimarer Formats am 7. Februar 2011 in Warschau stattgefunden.
Desweiteren kommen die Außen- und Europaminister der drei Länder regelmäßig zu trilateralen Gesprächen zusammen, um über aktuelle politische Themen zu beraten und gemeinsame Initiativen zu entwickeln.
Zum 30jährigen Jahrestages des Weimarer Dreiecks kamen die Außenminister der drei Länder zusammen: Weitere Informationen
Die Außenminister waren in diesem Format zuletzt am 15. Oktober 2020 in Paris zusammengekommen. Zuvor hatten zwei Treffen in Deutschland stattgefunden, zunächst anlässlich des 25. Jubiläums des Weimarer Dreiecks am 28. August 2016 in Weimar und anschließend im Rahmen der Eröffnung der jährlichen Botschafterkonferenz am 29. August 2016 in Berlin. Die Minister trafen sich ebenfalls am 14. September 2016 in Kiew. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Belarus veröffentlichten sie dann am 7. August 2020 eine gemeinsame Erklärung.
- Außenministertreffen: Heiko Maas, Jean-Yves Le Drian und Zbigniew Rau kamen zuletzt am 15. Oktober 2020 in Paris im Weimarer Format zusammen. Den Text der aus diesem Anlass verabschiedeten gemeinsamen Erklärung finden Sie hier: https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/weimarer-dreieck/2405714
- Europaministertreffen: Michael Roth, seine damalige Amtskollegin Amélie de Montchalin und Konrad Szymański trafen sich letztmalig am 21. Januar 2020 in Lens (Frankreich). Die dort verabschiedete gemeinsame Erklärung finden Sie hier: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/europa/zusammenarbeit-staaten/weimarer-dreieck-polen-frankreich-roth-/2294694
Im sogenannten „Weimar-Plus-Format“ kamen die Außenminister der drei Länder und die von Italien und Spanien 2010, 2012 und 2015 zusammen.
Das letzte Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister erfolgte am 4. Juli 2019 in Poznan (Polen). Aus diesem resultierte eine gemeinsame Erklärung, in der die Minister zur Modernisierung der europäischen Wettbewerbspolitik aufriefen. Die Landwirtschaftsminister der drei Länder kamen im Oktober 2019 in Warschau und die Europaminister am 21. Januar 2020 in Lens (Hauts-de-France) zusammen.
Auch auf Ebene der Abgeordneten finden Treffen in diesem Format statt.
Der Präsident der französischen Nationalversammlung und seine beiden Amtskollegen trafen sich im Rahmen des Weimarer Dreiecks zuletzt 2016 in Paris.
Das letzte Treffen des französischen Senatspräsidenten, des Präsidenten des deutschen Bundesrats und des polnischen Senatspräsidenten fand am 14. Juni 2019 in Paris statt. Außerdem kam der französische Senatspräsident Gérard Larcher am 18. Februar 2021 mit seinen deutschen und polnischen Amtskollegen per Videokonferenz zusammen.
Initiativen
In zahlreichen Bereichen wurden konkrete Kooperationen ins Leben gerufen.
Auswärtige Angelegenheiten:
2006 wurde infolge des Gipfeltreffens in Mettlach ein gemeinsames Ausbildungsmodul für junge Diplomatinnen und Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Polen eingerichtet. Dieses wird jährlich vom diplomatischen Institut des französischen Außenministeriums, der Akademie Auswärtiger Dienst und dem polnischen diplomatischen Institut organisiert. Das letzte Mal fand es am 29. und 30. Januar 2018 in Warschau statt.
Auch die Analyse-, Planungs- und Strategiezentren arbeiten zusammen. So organisierte die Polnische Botschaft in Frankreich 2018 einen Runden Tisch über die Zukunft Europas.
Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
Auf Ersuchen der Außen- und Verteidigungsminister der drei Länder initiierte die Hohe Vertreterin der Europäischen Union ein Ministertreffen zur Wiederbelebung des Europa der Verteidigung im „Weimar-Plus-Format“.
Im Januar 2012 wurde ein Operations- und Planungszentrum der Europäischen Union für das Horn von Afrika eingerichtet. Die strukturierte Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung, an der sich ein Großteil der Mitgliedstaaten beteiligt, wurde verstärkt. Diese Zusammenarbeit wurde 2018 auf Vorschlag der französischen, deutschen und polnischen Außen- und Verteidigungsminister beschlossen.
Hochschulkooperation
Als Stützpunkt dieser Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Deutschland und Polen gilt die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Frankreich stellt dieser Universität zwei Professoren zur Verfügung. Der 2013 eingeführte Europa-Master ermöglicht den Studierenden ein Auslandssemester an den Universitäten Opole (Polen), Mainz (Deutschland) oder Dijon (Frankreich).
Forschung
Die Stiftung Genshagen in der Nähe von Berlin (ursprünglich ein deutsch-französisches Zentrum) bezieht seit 2015 Polen in ihre Arbeiten mit ein und leitet trilaterale Forschungsprojekte.
Das Zentrum Marc Bloch in Berlin und das französisch-polnische Forschungszentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Warschau veranstalten im Weimarer Format Kolloquien zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Themen.
Kultur:
Seit 2006 vergibt das Komitee zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit jährlich den Adam-Mickiewicz-Preis an Institutionen oder Persönlichkeiten, die einen Beitrag zu den Beziehungen zwischen den drei Ländern leisten. In diesem Zusammenhang wurde das Netz Eurocités für die Entwicklung zahlreicher europäischer Projekte zwischen den drei Partnern des Weimarer Dreiecks im Bereich der dezentralisierten Zusammenarbeit ausgezeichnet.
Zivilgesellschaft :
In den vergangenen Jahren hat gerade der Austausch auf Ebene der Zivilgesellschaften zwischen Deutschland, Frankreich und Polen zunehmend an Bedeutung gewonnen – in Form von Städtepartnerschaften, Jugendbegegnungen oder Kulturveranstaltungen. Diese lebendigen Treffen leisten damit einen wesentlichen Beitrag für ein noch engeres Zusammenwachsen der Bürger aus diesen drei Staaten im Zentrum Europas. Es handelt sich dabei oft um Partnerverbände, die gemeinsam ein Netzwerk engagierter Bürgerinnen und Bürger im Bereich der Beziehungen zwischen Frankreich, Deutschland und Polen bilden. Nennenswert sind beispielsweise Projekte wie Europamobil, das von der Stiftung Genshagen finanziert wurde, oder das deutsch-französisch-polnische Jugendparlament, das vom Europahaus im Departement Yvelines koordiniert wurde. Der Deutsch-Französische Kulturrat veranstaltet am 9. und 10. Dezember 2021 im Kulturministerium in Paris ein Event zum Thema „Jugend und Europa: Kultur als Startpunkt!“».