Robert Schuman wurde 1886 in Luxemburg geboren. Nach einem Rechtsstudium ließ er sich 1912 als Anwalt in Metz nieder. 1919 wurde er zum Abgeordneten des Departements Moselle gewählt. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo während des Zweiten Weltkriegs gelang ihm die Flucht, und er ging in den Untergrund. 1946 wurde er als Finanzminister in die Regierung aufgenommen. 1947 wurde er Ministerpräsident, anschließend von 1948 bis 1952 Außenminister und 1955 Justizminister.
Der Schuman-Plan
Angesichts der komplizierten diplomatischen Verflechtungen im Nachkriegseuropa zwischen 1945 und 1950 war Robert Schuman überzeugt, dass es über die Zerschlagung des deutschen Militarismus hinaus der Schaffung und Stärkung echter europäischer Beziehungen bedurfte, um einen dauerhaften Frieden möglich zu machen. Deshalb suchte er nach einer Lösung, die Frankreich und Deutschland nicht nur durch Worte, sondern auch im Hinblick auf ihre Interessen verbinden sollte.
Dabei kam ihm die vielversprechende Idee von Jean Monnet sehr gelegen, die Produktion von Kohle und Stahl einer supranationalen Hohen Behörde zu unterstellen. Das Projekt wurde am 9. Mai 1950 im großen Stil von Robert Schuman im Rahmen einer großen Pressekonferenz im Außenministerium präsentiert.
Diese Bestrebungen wurden mit der Unterzeichnung des ersten Vertrags zwischen Deutschland, Italien, den Niederlanden, Belgien, Luxemburgs und Frankreichs am 18. April 1951 umgesetzt, der die Idee des Zusammenschlusses konkret verankerte. Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, die sog. „Montanunion“) ist mehr als nur eine Zollunion, denn die Produktionsmengen und Verkaufspreise wurden von einer Hohen Behörde festgelegt, deren Macht in der Gemeinsamen Versammlung und einem Gerichtshof ein Gegengewicht fand.
Mit 160 Millionen Einwohnern und einer Produktion von 210 Millionen Tonnen Kohle sowie 33 Millionen Tonnen Stahl wurde die Montanunion zu einem gewichtigen Gesprächspartner in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Zu den unerschütterlichen Verfechtern dieses Unterfangens in ihren jeweiligen Ländern zählten Konrad Adenauer, Alcide de Gasperi und Paul-Henri Spaak.
Gründervater des europäischen Aufbauwerks
Robert Schuman blieb vier Jahre lang Außenminister, trotz der Instabilität der Regierungen der 4. Französischen Republik. Von 1958 bis 1960 übernahm er die Funktion des Präsidenten der Europäischen Versammlung, des späteren Europäischen Parlaments. Zwar handelte es sich hierbei um ein ausschließlich beratendes Organ, doch dieses Ehrenamt entsprach seinem Image eines unermüdlichen Verfechters der europäischen Idee. Am Ende seiner Amtszeit wurde ihm der Ehrentitel „Vater Europas“ verliehen. Von 1955 bis 1961 wurde er zum Präsidenten der Internationalen Europäischen Bewegung gewählt.
Um konkret und bürgernah zu sein, sollte dieses Europa aus Robert Schumans Sicht von Personen verkörpert werden, die für das gemeinsame europäische Streben eintraten. Ziel des Prozesses war letztendlich die Konkretisierung einer supranationalen Gemeinschaft, verwaltet von einer zentralen, übergeordneten Behörde, deren Legitimität sich aus der Fähigkeit ergeben sollte, den Frieden zu gewährleisten und durch Wachstum und harmonische Entwicklung den gemeinsamen Wohlstand zu erreichen. Doch das von ihm erdachte Europa sollte auch ein Raum der Kultur und Verständigung sein, der die Entfaltung des europäischen Kunstschaffens, den Austausch rund um nationale Erbgüter und die Verbesserung der Schulbildung zum Ziel hatte.
Robert Schuman zog sich 1962 aus dem öffentlichen Leben zurück und starb am 4. September 1963.