Jean Monnet wurde am 9. November 1888 in Cognac geboren, wo er eine kurze Ausbildung absolvierte, die er durch zahlreiche Reisen ergänzte.
1914-1922: Von der Koordinierung der französisch-britischen Kriegsmittel zur Gesellschaft der Nationen
Von 1914 bis 1918 koordiniert er im Auftrag des Ministerpräsidenten die französisch-britischen Kriegsmittel. Dank des Erfolgs dieser Zusammenführung, seines soliden Beziehungsnetzwerks und seiner Erfahrung im wirtschaftlichen Bereich erhält er im Anschluss die Stelle des stellvertretenden Generalsekretärs der 1919 gegründeten Gesellschaft der Nationen (Society of Nations), die er 1922 verlässt.
Seine neue Tätigkeit, die wieder auf die internationale Geschäfts- und Finanzwelt ausgerichtet ist, führt ihn bis knapp vor dem Zweiten Weltkrieg nach Osteuropa, in die Vereinigten Staaten und nach China.
1939: Das Projekt der französisch-britischen Union
1939, bei seiner Rückkehr in das zunehmend bedrängte Frankreich, plädiert er für die Errichtung einer französisch-britischen Union, die nie verwirklicht wird, im Gegensatz zum „Victory-Program“, das nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten gegen die Achsenmächte im Jahr 1942 darauf abzielte, die US-amerikanische Rüstungsindustrie wiederanzukurbeln.
1945-1950: Vom französischen Modernisierungsprogramm zur Montanunion
Drei Jahre später wurde er mit dem ersten französischen Modernisierungs- und Ausstattungsprogramm betraut.
Während der Wiederaufbau in Deutschland schneller voranschritt als in Frankreich, vertrat er 1950 die Idee, die Schicksale beider Länder durch die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion, der Rohstoffe der Rüstungsindustrie, zusammenzuschweißen. In seinem Haus in Houjarray entstand das Projekt der Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, die sog. „Montanunion“).
1950-1957: Von der Montanunion zur den Römischen Verträgen
Seine Idee von einer Gemeinschaft für Kohle und Stahl, die er Außenminister Robert Schuman unterbreitete, wurde am 9. Mai 1950 unter der Bezeichnung „Schuman-Plan“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dieser Text liegt der Entstehung der Europäischen Union zugrunde und betonte, „Europa läßt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen (...).“
Diese Union Deutschlands, Italiens, Belgiens, der Niederlande, Luxemburgs und Frankreichs wurde durch den am 18. April 1951 unterzeichneten Vertrag von Paris besiegelt. Die Abschaffung der Zölle und Einfuhrbeschränkungen dieser Rohstoffe trat am 23. Juli 1952 in Kraft.
Jean Monnet war von 1952 bis 1955 Vorsitzender der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, doch nach dem Scheitern der geplanten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) im Jahr 1954 trat er von der Hohen Behörde der EGKS zurück und gründete das Aktionskomitee für die Vereinigten Staaten von Europa. Diese Bewegung, die Gewerkschaften und Politiker aus sechs Ländern vereinte, trat für einen politisch ehrgeizigeren europäischen Zusammenschluss ein.
1957 initiierte er das Projekt der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kernenergie (Euratom), und beteiligte sich intensiv an den Verhandlungen zur Vorbereitung der Römischen Verträge, die am 25. März unterzeichnet wurden, sowie am Projekt der Erweiterung der Gemeinschaft auf das Vereinigte Königreich.
1975 zog er sich aus der Politik zurück; Jean Monnet löste sein Komitee auf und verfasste seine Memoiren.
Er verstarb am 16. März 1979 in seinem Haus in Houjarray. Seine Asche ruht heute im Pantheon.
Eine Entschließung der Staats- und Regierungschefs, die sich am 2. April 1979 in Luxemburg zu einem Europäischen Rat versammelt hatten, verlieh Jean Monnet den Titel „Ehrenbürger Europas“.